Wellensittiche zähmen mit Kolbenhirse

Wellensittiche zähmen handzahm

Viele Wellensittichhalter möchten ihre Wellensittiche zähmen. Das ist verständlich, und es ist ja auch wirklich schön, wenn ein zahmer Wellensittich auf die Hand kommt. Im Folgenden erkläre ich dir, wie du deine Wellis in Schritt für Schritt zahm bekommst.

Wellensittiche zähmen heißt Vertrauen gewinnen

Wellensittiche zähmen heißt, ihr Vertrauen zu gewinnen. Mach dir am besten zuerst einmal klar, wie du auf einen Wellensittich wirkst. Allein von deiner Körpergröße her bist du für den kleinen Vogel schon mal ein Riese. Außerdem hast du Ähnlichkeiten mit seinen Fressfeinden in der Natur: du hast die Augen vorn am Kopf und du hast Hände, die greifen und töten können. Es ist also kein Wunder, dass ein Wellensittich vor dir erst einmal Angst hat. Mit viel Geduld und Geschick kannst du ihm aber beibringen, dass er dir vertraut. Ihr könnt sogar richtig gute Freunde werden.

Um das Vertrauen deiner Wellensittiche zu gewinnen, musst du großen Respekt vor ihnen haben. Das erreichst du am besten, indem du sie beim Zähmen als gleichberechtigte Freunde ansiehst und stets auf ihre Persönlichkeit Rücksicht nimmst. Das heißt, dass du deine Wellensittiche beim Zähmen nie zu etwas zwingen darfst. Achte vielmehr darauf, wie deine Wellensittiche auf die Nähe zu dir reagieren bzw. ab wann sie Angst bekommen.

Wellensittiche zahm machen

Ein zahmer Wellensittich ist ein Wellensittich, der dir so sehr vertraut, dass er auf deine Hand kommt. Im Allgemeinen ist es leichter, einen jungen Wellensittich zu zähmen, die noch keine schlechten Erfahrungen mit Menschen gemacht haben. Bei einem älteren Wellensittich, den man erst in höherem Alter zu sich nimmt, kann das schwieriger sein. Das liegt daran, dass diese Tiere oftmals schon schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht und große Angst haben. Trotzdem kannst du auch bei einem älteren Wellensittich mit viel Geduld oft noch viel erreichen.

Wellensittiche zähmen, wenn alle Vögel neu sind

Angenommen, du hast gerade erst mit der Wellensittich-Haltung angefangen und dir deine ersten Wellensittiche angeschafft. Dann solltest du die Vögel nicht sofort zähmen wollen, sondern sie erst einmal bei dir zu Hause ankommen lassen. Lass ihnen zwei bis drei Wochen Zeit, sich einzugewöhnen. Das heißt:

  • Sprich immer ruhig mit deinen Vögeln
  • Greife mit der Hand nur in den Käfig, wenn es notwendig ist (z.B. um im Käfig Futter und Wasser zu wechseln)
  • Bewege dich langsam, wenn du in den Käfig greifst
  • Nimm die Vögel im Käfig auf keinen Fall in die Hand (Ausnahme: ein Notfall).

So können sich die Vögel langsam an dich gewöhnen und ein Gefühl von Sicherheit entwickeln. Ein guter Anfang im neuen Zuhause ist die wichtigste Voraussetzung, damit Wellensittiche später zahm werden.

Wellensittiche Schritt für Schritt zähmen

Wenn du das Gefühl hast, dass deine Vögel sich bei dir eingewöhnt haben, kannst du mit dem Zähmen anfangen. Das heißt, du kannst damit beginnen, deine Wellensittiche an deine Hand zu gewöhnen. Dazu gehst du am besten Schritt für Schritt vor:

  1. Schiebe deine Hand mit einem Stück Kolbenhirse langsam in den Käfig
  2. Achte dabei darauf, dass du deine Hand im Käfig ruhig hältst
  3. Halte so viel Abstand, dass die Vögel nicht sofort in die nächste Ecke flüchten
  4. Wenn sie doch wegfliegen, ziehe deine Hand langsam aus dem Käfig zurück
  5. Gib den Vögeln Zeit sich wieder zu beruhigen

Am Anfang werden deine Vögel sicherlich viel Angst haben und die Kolbenhirse nicht nehmen wollen. Du brauchst dann einfach viel Zeit und Geduld und musst diese Schritte immer wieder wiederholen. Denn irgendwann wird ihre Neugier siegen. Dann werden sie die Kolbenhirse haben wollen und vorsichtig näher kommen. Und irgendwann wird ein Vogel die Hirse probieren und erst mit einem Fuß und dann mit beiden auf Deine Hand klettern. Die anderen Vögel werden es ihm schnell nachmachen. Dann hast du es geschafft! Deine Vögel vertrauen dir so sehr, dass sie zahm sind.

Einen Wellensittich zähmen, der neu in den Schwarm kommt

Ein neuer Wellensittich, der in einen zahmen Schwarm kommt, lässt sich sehr leicht zähmen. Besser gesagt, wird er in der Regel von selbst zahm, wenn er sieht, dass die anderen Vögel auf deine Hand kommen. Der Neue macht nämlich einfach nach, was die anderen ihm vormachen. Meine Tukit zum Beispiel, die im Alter von zwei Monaten zu mir kam, hat sich schon am zweiten Tag mit allen Vögeln zusammen auf meine Hand gesetzt. Sie hat einfach das gemacht, was sie bei den anderen gesehen hat.

Wellensittiche beim Freiflug zähmen

Natürlich kannst du mit deinen Wellensittichen das Zähmen auch beim Freiflug üben. Das ist aber erst dann sinnvoll, wenn sie deine Hand schon akzeptiert haben.

Um die Vögel weiter zu zähmen, kannst du zum Beispiel ein Stück Hirse immer etwas weiter deinen Arm hinaufziehen. So kannst du sie dazu ermutigen, in Richtung deiner Schulter zu laufen. Nach meiner Erfahrung geht das am besten mit nackten Armen. Wenn deine Wellis ein paar Mal bis zu deiner Schulter hochgelaufen sind, kannst du versuchen, sie zum direkten Landen auf deiner Schulter zu animieren, indem du Hirse dorthin hältst.

Grenzen bei der Zähmung akzeptieren

Irgendwann wirst du merken, dass sich ein Wellensittich nicht mehr weiter zähmen lässt. Dabei hat jeder Vogel seine eigene Grenze in Bezug auf das, was er bereit ist, mit dir zu machen. Es macht daher auch keinen Sinn, Wellensittiche bei der Zähmung miteinander zu vergleichen. Ähnlich wie wir Menschen sind die Vögel sehr verschieden. Manche Wellensittiche sind zum Beispiel scheu und ängstlich, während andere eher mutig und draufgängerisch sind.

Mein Kiki zum Beispiel, ein durchaus frecher Welli-Mann, der mir schon auf die Hand flog, wenn ich mit der Hirse ins Vogelzimmer kam, wäre mir nie auf die Schulter oder auf den Kopf geflogen. Mein Zifzif wiederum, ein sehr scheuer Welli, kam gern auf die Schulter und zog auch schon mal kräftig an meiner Brille.

Solche Unterschiede muss man halt akzeptieren. Auf keinen Fall darf man Wellensittiche zu etwas zwingen, indem man ihnen zum Beispiel Futter vorenthält. Das wäre lebensgefährlich für die Vögel; die kleinen Körper mit ihrem schnellen Stoffwechsel verhungern schneller als man denkt.

Eines haben übrigens alle Wellensittiche gemeinsam: man kann mit ihnen nicht so schmusen und kuscheln wie zum Beispiel mit einem Hund. Wellensittiche werden auch nie so zahm, dass sie wie ein wohlerzogener Hund auf Befehle reagieren.

Handaufzucht von Wellensittichen

Es gibt Züchter, die Wellensittiche mit der Hand aufziehen, um sie später als zahme Wellensittiche zu verkaufen. Dafür trennen sie die jungen Vögel im Alter von zwei bis drei Wochen von ihrer Mutter und füttern sie selbst mit der Hand. So eine Handaufzucht bzw. Zähmung sollte man nicht unterstützen.

Man muss sich nur mal vorstellen, was die Handaufzucht für die kleinen Wellis bedeutet. Sie werden zuerst einmal viel zu früh von ihrer Mutter getrennt. Dann sitzen wochenlang einsam und allein in einem Kasten, wo sie sich nicht an die Mutter oder an die Geschwister kuscheln können. Außerdem bekommen sie ihr Futter aus einer Spritze und nicht aus dem Schnabel ihrer Mutter.

Die Zähmung ist somit ganz und gar nicht artgerecht. Junge Wellis brauchen in den ersten Wochen den Kontakt zu ihrer Mutter und ihren Geschwistern. Nur so können sie lernen, wie man als Wellensittich futtert und zwitschert und in einer Gruppe mit anderen Wellensittichen lebt.

Und auch für die Mutter ist es sicherlich grausam, wenn man ihr ihre Küken wegnimmt. Leider können uns solche Vögel nicht erzählen, was die Handaufzucht mit ihrer seelischen Gesundheit macht. Man muss aber davon ausgehen, dass sie stark leiden – einfach weil die Trennung gegen die Natur ist und auch Tiere Gefühle haben.

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