Wellensittiche zähmen in 4 Schritten

Wellensittiche zähmen

Viele Vogelhalter möchten ihre Wellensittiche zähmen. Das ist verständlich, und es ist ja auch wirklich schön, wenn ein zahmer Wellensittich auf die Hand kommt. Im Folgenden erkläre ich dir, wie du in vier Schritten deine Wellensittiche zähmen kannst.

Wellensittiche zähmen heißt ihr Vertrauen gewinnen

Wellensittiche zähmen heißt, ihr Vertrauen zu gewinnen. Mit anderen Worten: ein zahmer Wellensittich ist ein zutraulicher Wellensittich, der dir so sehr vertraut, dass er auf deine Hand kommt.

Bevor du dir vornimmst, deine Wellensittiche zähmen zu wollen, mach dir am besten einmal klar, wie du auf einen Wellensittich wirkst: Du bist nämlich ein Riese für so einen kleinen Vogel! Und du hast Ähnlichkeiten mit seinen Fressfeinden in der Natur: du hast die Augen vorn am Kopf und du hast Hände, die greifen und töten können.

Es ist also normal, dass ein Wellensittich vor dir erst einmal Angst hat. Mit viel Geduld kannst du ihm aber beibringen, dass er dir vertraut. Ihr könnt sogar richtig gute Freunde werden!

Wie schon erwähnt: Wellensittiche zähmen bedeutet, dass sie dir vertrauen lernen. Dafür musst du ihnen zeigen, dass du Respekt vor ihnen hast. Das erreichst du am besten, indem du sie beim Zähmen als gleichberechtigte Freunde ansiehst und stets auf ihre Persönlichkeit Rücksicht nimmst. Das heißt, dass du deine Wellensittiche beim Zähmen nie zu etwas zwingen darfst. Achte vielmehr darauf, wie deine Wellensittiche auf die Nähe zu dir reagieren bzw. ab wann sie Angst bekommen.

Wellensittiche in vier Schritten zähmen

Im Folgenden erkläre ich dir, wie du in vier Schritten deine Wellensittiche zähmen kannst. Dabei gehe ich davon aus, dass du dir gerade deine ersten Wellensittiche angeschafft hast, das heißt, das alle Vögel bei dir zu Hause neu sind. In dem Fall solltest du zwei bis drei Wochen warten, damit sich die Vögel in Ruhe eingewöhnen und dich kennenlernen können.

Um deine Wellensittiche zähmen zu können, brauchst du ein Stück Kolbenhirse sowie viel Zeit und Ruhe. Dann kann es losgehen:

  1. Schiebe deine Hand mit dem Stück Kolbenhirse langsam in den Käfig
  2. Achte dabei darauf, dass du deine Hand im Käfig ruhig hältst
  3. Halte so viel Abstand, dass die Vögel nicht sofort in die nächste Ecke flüchten
  4. Wenn sie doch wegfliegen, ziehe deine Hand langsam aus dem Käfig zurück

Am Anfang werden deine Vögel sicherlich viel Angst haben und die Kolbenhirse nicht nehmen wollen. Gib ihnen dann genug Zeit, sich zu beruhigen und mach erstmal selbst etwas anderes. Um Wellensittiche zähmen zu können, brauchst du viel Geduld und musst diese vier Schritte immer wieder wiederholen. Und irgendwann, wenn du die vier Schritte oft genug wiederholt hast, wird ihre Neugier siegen!

Dann werden sie die Kolbenhirse haben wollen und vorsichtig näher kommen. Und irgendwann wird ein besonders mutiger Vogel die Hirse probieren wollen. Dafür wird er erst nur mit dem Schnabel kosten und danach erst mit einem Fuß und dann mit beiden Füßen auf deine Hand klettern. Die anderen Vögel werden es ihm schnell nachmachen. Dann hast du es geschafft! Deine Vögel vertrauen dir so sehr, dass sie zahm sind.

Ein neuer Wellensittich, der in einen zahmen Schwarm kommt, wird er in der Regel von selbst zahm. Wenn die anderen Vögel auf deine Hand kommen, dann wird er das den anderen einfach nachmachen.

Beim Freiflug Wellensittiche zähmen

Natürlich kannst du auch deine Wellensittiche zähmen, wenn sie im Vogelzimmer Freiflug haben. Das ist aber erst dann sinnvoll, wenn sie im Käfig schon auf deine Hand kommen. Andernfalls riskierst du, dass sie in Panik wegfliegen, sobald du mit der Hand auf sie zukommst.

Wenn du beim Freiflug deine Wellensittiche zähmen willst, kannst du ihnen zum Beispiel beibringen, dass sie auf deine Schulter fliegen. Dazu musst du sie im ersten Schritt dazu bringen, dass sie auch beim Freiflug auf deine Hand geflogen kommen. Das schaffst du ganz einfach, indem du deine Hand mit der Kolbenhirse zum Beispiel auf das Käfigdach legst. Deine Wellensittiche werden erst vorsichtig näher kommen und irgendwann auf deine Hand klettern.

Im nächsten Schritt kannst du deine Hand mit der Kolbenhirse etwas weiter weg vom Vogelkäfig anbieten. Wieder gilt: Hab Zeit, Ruhe und Geduld und deine Vögel werden auf deiner Hand landen.

Wenn das geschafft ist, kannst du ein Stück Kolbenhirse nehmen und langsam immer weiter deinen Arm hinaufziehen. So kannst du deine Vögel dazu ermutigen, in Richtung deiner Schulter zu laufen. Nach meiner Erfahrung geht das am besten mit nackten Armen. Wenn deine Wellis ein paar Mal bis zu deiner Schulter hochgelaufen sind, kannst du versuchen, sie zum direkten Landen auf deiner Schulter zu animieren, indem du die Kolbenhirse dorthin hältst.

Wellensittiche zähmen heißt ihre Grenzen akzeptieren

Wellensittich zähmen zu wollen bedeutet auch, die Grenzen der Vögel zu akzeptieren. Dabei hat jeder Vogel seine eigene Grenze in Bezug auf das, was er bereit ist, mit dir zu machen. Manche Wellensittiche sind zum Beispiel scheu und ängstlich, während andere eher mutig und draufgängerisch sind.

Solche Unterschiede muss man einfach akzeptieren. Auf keinen Fall darf man Wellensittiche zu etwas zwingen, indem man ihnen zum Beispiel Futter vorenthält. Das wäre lebensgefährlich für die Vögel; die kleinen Körper mit ihrem schnellen Stoffwechsel verhungern schneller als man denkt.

Eines haben übrigens alle Wellensittiche gemeinsam: man kann mit ihnen nicht so schmusen und kuscheln wie zum Beispiel mit einem Hund. Wellensittiche werden auch nie so zahm, dass sie wie ein wohlerzogener Hund auf Befehle reagieren.

Handaufzucht von Wellensittichen

Es gibt Züchter, die Wellensittiche mit der Hand aufziehen, um sie später als handzahme Wellensittiche zu verkaufen. Dafür trennen sie die jungen Vögel im Alter von zwei bis drei Wochen von ihrer Mama und füttern sie selbst mit der Hand. Zum Wohle der Vögel solle man so eine Handaufzucht nicht unterstützen!

Man muss sich nämlich nur mal vorstellen, was die Handaufzucht für die kleinen Wellis bedeutet. Sie werden zuerst einmal viel zu früh von ihrer Mama getrennt. Dann sitzen wochenlang einsam und allein in einem Kasten, wo sie sich nicht an die Mama oder an die Geschwister kuscheln können. Außerdem bekommen sie ihr Futter aus einer Spritze und nicht aus dem Schnabel ihrer Mama.

Diese Art, Wellensittiche zu zähmen ist somit ganz und gar nicht artgerecht. Junge Wellis brauchen in den ersten Wochen den Kontakt zu ihrer Mama und ihren Geschwistern. Nur so können sie lernen, wie man als Wellensittich futtert und zwitschert und in einer Gruppe mit anderen Wellensittichen lebt.

Und auch für die Vogelmutter ist es sicherlich grausam, wenn man ihr ihre Küken wegnimmt. Leider können uns solche Vögel nicht erzählen, was die Handaufzucht mit ihnen macht. Man muss aber davon ausgehen, dass sie stark leiden – einfach weil die Trennung gegen die Natur ist und auch Tiere Gefühle haben.

Wer hierzu weitere Informationen lesen möchte: In Bezug auf Papageien hat die Tierärztliche Vereinigung für den Tierschutz e. V. (TVT) eine Stellungnahme zur Handaufzucht bei Papageien veröffentlicht. Die darin geschilderten Probleme sind grundsätzlich auch bei der Handaufzucht von Wellensittichen zu beobachten.

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Lexi

Lexi schreibt die Texte auf pizpon.de. Sie hat viele Jahre lang selbst Wellensittiche gehalten und sich dabei zur Expertin für die artgerechte Haltung von Wellensittichen entwickelt. Hier möchte sie ihre Erfahrung teilen, um möglichst vielen Wellis ein besseres Leben zu ermöglichen.

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