Freiflug von Wellensittichen

Wellensittiche Freiflug

Wellensittiche brauchen täglich mehrere Stunden Freiflug, um fit und gesund zu bleiben. Auf keinen Fall dürfen die Vögel immer im Käfig eingesperrt sein. Das Fliegen gehört zu ihrem Wesen, so wie das Laufen zum Wesen von uns Menschen gehört.

Vorbereitung auf den ersten Freiflug

Bei den Vorbereitungen für den ersten Freiflug geht es vor allem um die Sicherheit und um die Ausstattung des Vogelzimmers mit Spielzeug.

Sicherheit im Vogelzimmer

Vor dem ersten Freiflug müssen Sie das Zimmer sicher für die Wellensittiche machen. Das heißt, dass Sie alles entfernen bzw. sichern müssen, woran sich die Vögel beim Freiflug verletzen können. Im Kapitel Vogelzimmer einrichten finden Sie viele Informationen dazu, welche Gefahrenquellen es beim Freiflug in der Regel gibt und was Sie dagegen tun können.

Außerdem müssen Sie sich und Ihre Familie darauf vorbereiten, dass man besonders vorsichtig sein muss, wenn Wellensittiche im Zimmer frei fliegen. Dabei geht zuallererst darum, dass die Vögel nicht durch ein offenes Fenster bzw. eine offene Tür wegfliegen können. Außerdem dürfen sich die Vögel beim Freiflug nicht erschrecken und nicht in Panik geraten. Es ist daher sehr wichtig, dass Sie beim Freiflug immer

  • alle Fenster und Türen geschlossen halten und
  • schnelle Bewegungen, Geschrei und Lärm vermeiden.

Des Weiteren müssen Sie sich darauf gefasst machen, dass Wellensittiche sich beim Freiflug manchmal an Stellen aufhalten, wo Sie es nicht erwarten. Sie sollten deshalb vorsichtig sein, wenn Sie das Vogelzimmer betreten und darauf achten, ob

  • ein Wellensittich auf dem Fußboden herumläuft, damit Sie ihn nicht tottreten
  • ein Wellensittich auf der Zimmertür sitzt, damit Sie ihm nicht die Füßchen einklemmen.

Spielzeug im Vogelzimmer

Neben den Sicherheitsmaßnahmen müssen Sie das Vogelzimmer auch mit Landeplätzen und Spielzeug ausstatten. Wellensittiche kommen am liebsten aus dem Käfig, wenn im Zimmer

  • Landeplätze an der Zimmerdecke hängen
  • Vogel-Spielzeug auf der Fensterbank oder auf einem Regal steht.

Es gibt in Zoohandlungen und im Internet eine große Auswahl an Sitzstangen, Schaukeln und Spielsachen, die für den Freiflug im Vogelzimmer geeignet sind. Viele Ideen finden Sie auch auf Bildern im Internet und bei den Flauschfedern, die hinter dieser Website stehen.

Der erste Freiflug

Der erste Freiflug ist für die meisten Wellensittiche und ihre Halter ein aufregendes Ereignis. Sie sollten ihn daher sorgfältig planen und sich und ihren Vögeln vor allem keinen Druck machen. Wichtig ist zuallererst die Frage, wann der erste Freiflug am besten stattfinden sollte.

Der richtige Zeitpunkt

Der richtige Zeitpunkt für den ersten Freiflug hängt vor allem davon ab, ob alle Ihre Wellensittiche neu sind oder ob Sie nur einen Vogel in einen bestehenden Schwarm hinzugenommen haben.

Dabei gilt als Faustregel: Wenn Sie neu mit der Wellensittich-Haltung angefangen haben, sollten Sie mit dem ersten Freiflug zwei Wochen warten. Ihre Wellensittiche brauchen die Zeit, um sich einzugewöhnen und das Vogelzimmer vom sicheren Käfig aus kennenzulernen.

Anders ist die Lage, wenn Sie nur einen Vogel in einen bestehenden Schwarm hinzugenommen haben. Dann findet der erste Freiflug des Neuen einfach zusammen mit dem Schwarm statt. Wenn Sie also den neuen Vogel nach dem Eingangscheck zu den anderen in den Käfig gesetzt haben, können Sie alle Vögel zusammen schon am nächsten Morgen zum Freiflug herauslassen. In der Regel folgt der neue Vogel dann den anderen aus dem Käfig und schaut sich alles von ihnen ab.

Der erste Freiflug-Versuch

Sie sollten für den ersten Freiflug an einem Tag nehmen, an dem Sie von morgens bis abends zu Hause sind. Dann können Sie den ersten Versuch am Morgen starten und haben bis zum Abend Zeit.

Legen Sie am besten zuerst Zeitungspapier unter die Landeplätze. Damit können Sie den Kot und die Federn auffangen, die die Vögel beim Freiflug verlieren. Machen Sie dann die Käfigtüren auf und warten Sie ab. Es ist gut möglich, dass Ihre Vögel nicht gleich aus dem Käfig herauskommen. Immerhin sind sie sehr vorsichtige Tiere und bei allem Neuen erst einmal misstrauisch. Auf keinen Fall dürfen Sie die Vögel dann mit der Hand aus dem Käfig treiben. Das würde ihnen Angst machen und das Vertrauen zu Ihnen zerstören. Sie können ihnen aber als Lockmittel zum Beispiel ein Stück Kolbenhirse außen am Käfig anbringen.

Irgendwann werden Ihre Wellensittiche aus dem Käfig herauskommen. Entweder klettern sie erst einmal außen am Käfig entlang oder sie fliegen gleich los. Es kann dann sein, dass sie die Landeplätze im Zimmer nicht finden und atemlos und unbeholfen auf einem Schrank oder einer Gardinenstange landen. Lassen Sie sie dort sitzen, auch wenn es länger dauert. Sobald sie sich orientiert haben, werden sie den nächsten hohen Platz anfliegen und dabei immer geschickter werden.

Am Abend wieder zurück in den Käfig

Nach dem ersten Freiflug müssen Ihre Wellensittiche am Abend wieder in den Käfig zurück. Das geht am besten, wenn Sie ihnen beim ersten Freiflug kein Futter draußen im Zimmer anbieten. Die Vögel gehen dann am frühen Abend von selbst in den Käfig zurück, um dort aus den Näpfen zu futtern. Während sie futtern, können Sie sanft die Käfigtüren schließen. Es ist wichtig, dass Sie diesen Zeitpunkt erwischen. Wenn die Vögel erst einmal satt sind und dann noch mal herauskommen, gehen sie möglicherweise nicht mehr in den Käfig zurück.

Es ist sinnvoll, dass Sie auch in den folgenden Tagen beim Freiflug kein Futter draußen anbieten. So können Sie die Vögel daran gewöhnen, immer zur selben Uhrzeit in den Käfig zurückzugehen. Sobald sie das gelernt haben, ist dann auch Futter außerhalb des Käfigs in der Regel kein Problem mehr.

Wenn Ihre Wellensittiche wider Erwarten nach dem ersten Freiflug nicht in den Käfig zurückgehen, sollten Sie sie im Vogelzimmer schlafen lassen. In diesem Fall müssen Sie aber unbedingt über Nacht das Licht im Zimmer brennen lassen. Andernfalls können die Vögel bei einer Nachtpanik mit hoher Geschwindigkeit an eine Zimmerwand knallen und sich das Genick brechen.

Wie viel Freiflug braucht ein Wellensittich?

Wellensittiche brauchen täglich mindestens vier Stunden Freiflug. Das Fliegen ist für die Vögel lebenswichtig, um fit und gesund zu bleiben. Das liegt daran, dass das Fliegen

  • Herz und Kreislauf anregt
  • die Muskulatur kräftigt
  • die Lunge und die Luftsäcke durchlüftet
  • Übergewicht vorbeugt
  • das Immunsystem stärkt
  • die Funktion der Organe unterstützt und
  • dafür sorgt, dass Wellensittiche zufrieden und ausgeglichen sind.

Der frühe Morgen und der späte Nachmittag sind die besten Zeiten für den Freiflug. Der Grund ist, dass die Vögel dann von Natur aus besonders aktiv sind. Die Mittagszeit ist nicht so geeignet, da Wellensittiche in der Regel einen mehrstündigen Mittagsschlaf halten.

Wellensittiche beim Freiflug allein lassen?

In den ersten Wochen sollten Sie Ihre Wellensittiche beim Freiflug beaufsichtigen. Es kann am Anfang immer mal passieren, dass ein Vogel noch etwas tollpatschig ist und plötzlich Ihre Hilfe braucht.

Später können Sie Ihre Wellensittiche beim Freiflug natürlich auch mal aus den Augen lassen. In der Regel passiert beim Freiflug nichts Schlimmes. Ein Restrisiko für einen Flugunfall bleibt aber dennoch bestehen. Sie sollten deshalb beim Freiflug regelmäßig nachschauen, ob noch alles in Ordnung ist.

Wenn Sie tagsüber die Vögel nicht stundenlang beaufsichtigen können, können Sie sie unter Umständen beim Freiflug allein lassen. Das geht aber nur, wenn das Vogelzimmer wirklich sicher ist und wenn alle Wellensittiche gut und sicher fliegen. Der Vorteil von unbeaufsichtigtem Freiflug ist, dass die Vögel den ganzen Tag viel Bewegung haben. Der Nachteil ist das Risiko, dass sich ein Wellensittich beim Freiflug verletzt oder hängenbleibt und ihm niemand helfen kann.

Freiflug mit behinderten Wellensittichen

Durch eine Verletzung oder Krankheit kann es passieren, dass ein Wellensittich plötzlich nicht mehr fliegen kann. Dann steht man vor dem Problem, dass man für den Freiflug das Vogelzimmer an den behinderten Vogel anpassen muss. Das Ziel ist, dass der behinderte Wellensittich beim Freiflug dabei sein kann, ohne sich zu verletzen. Das Problem besteht dabei vor allem darin, dass flugunfähige Wellensittiche mit den anderen mitfliegen wollen und dann abstürzen.

In so einem Fall müssen Sie das Vogelzimmer so anpassen, dass der flugunfähige Vogel beim Freiflug weich fällt und allein wieder nach oben kommt. Das ist mit ein paar einfachen Mitteln möglich:

  • Legen Sie weiche Matten oder Kissen auf den Fußboden um den Käfig herum sowie unter die Plätze, die der flugunfähige Vogel im Zimmer erreichen kann
  • Stellen Sie lange, schmale Vogelleitern auf, über die der flugunfähige Vogel wieder nach oben zum Käfig klettern kann.

Im Internet finden Sie unter dem Stichwort Handicap-Wellensittiche noch viele weitere Anregungen, wie Sie einen behinderten Wellensittich mit flugfähigen Wellensittichen gemeinsam halten können.

Kein Freiflug bei längerer Abwesenheit

Wenn Sie wegen Urlaub oder Krankheit für einige Tage oder Wochen nicht zu Hause sind, sollten die Vögel während dieser Zeit keinen Freiflug bekommen. Das gilt unabhängig davon, ob Sie Ihre Vögel bei sich zu Hause versorgen lassen oder ob Sie sie zu Ihrer Vertretung gebracht haben.

In beiden Fällen wäre Freiflug für die Vögel zu gefährlich. In einer fremden Wohnung kennen die Vögel die Umgebung nicht und die Einrichtung wäre wahrscheinlich auch nicht vogelsicher. Bei Ihnen Zuhause kennen die Vögel zwar die Umgebung, aber Ihre Vertretung bekäme sie am Abend vielleicht nicht mehr in den Käfig zurück.

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